Nisthilfenbetreuung für Singvögel und Fledermäuse

 

Warum machen wir uns die Arbeit mit den vielen Nisthilfen?

 

Urwälder, wie sie unsere heimischen Singvogelarten ursprünglich kennen, gibt es in Deutschland seit Jahrhunderten nicht mehr.

     Da keiner unserer höhlenbrütenden Singvogelarten sein Nest selber ins Holz hämmert, sind sie auf eingefaulte Astlöcher sowie Spechthöhlen zur Aufzucht ihrer Jungen angewiesen. Beide kommen in unseren aufgeräumten Wirtschaftswäldern immer weniger vor.

     Der Erste, der diesem Missstand Abhilfe schaffen wollte, war wohl Hans Freiherr von Berlepsch. Er erfand gegen Ende des 19. Jahrhunderts die erste kommerzielle Nisthöhle, die Original Berlepschhöhle. Sie war der natürlichen Höhle eines Buntspechts nachempfunden und wurde mit einem großen Bohrer in ein Stück Rundholz gebohrt. Wie oft diese Höhlen im Einsatz waren, lässt sich heute schwerlich feststellen.

     Anfang der 30er-Jahre trat Otto Henze mit seinem ersten Buch über Vogelschutz in Erscheinung. Damals ging es den Forstleuten vornehmlich um die Vorbeugung gegen Forstschädlinge wie Kiefernspinner usw. , durch Aufhängen von Nisthilfen. Seit dieser Zeit sind die Nistkästen, wie wir sie heute kennen, im Gebrauch, mit einem Grundmaß von 12 x 12 cm für Meisen/Kleiber usw. und 14 x 14 cm für Stare.

     Bauanleitungen für diese einfachen Typen findet man zB. immer noch auf den Internetseiten vom NABU & BUND. In den 60er/70er-Jahren kamen Nistkästen aus neuen Werkstoffen auf den Markt. Kästen aus Holzbeton haben gegenüber Holz viele Vorteile, sie halten länger, sind spechtsicher und speichern besser die Wärme. Aber auch Nachteile, wie hohes Gewicht und hohe Kosten.

     Am bekanntesten dürfte die Firma Schwegler sein, die unter anderem mit Henze zusammen den Großraumnistkasten 2 GR entwickelt hat.  Es gibt auch Materialien, die sich für Brutgeräte als ungeeignet erwiesen haben. ZB. Kunststoff. Sie sind zwar leicht und einfach in der Herstellung, haben aber das große Problem, dass sie die Wärme nicht speichern und die feuchte Luft an den Kunststoffwänden kondensiert und im Kasten steht.

     Vögel nehmen, wenn sie keine Nistgelegenheiten haben, so ziemlich alles, was sie finden können. Es haben schon Meisen in alten Konservendosen gebrütet. So belegen sie bei Brutplatzmangel auch die Kunststoffkästen, was dem Laien vielleicht Freude bereitet. Die Jungvögel aber frieren in den kühlen Morgenstunden, und die Nester sind feucht. Zum Glück gibt es heute unseres Wissens keine kommerziellen Hersteller solcher "Nisthilfen" mehr. Sie wurden sogar in Untersuchungen der Biologischen Bundesanstalt Darmstadt als nicht geeignet eingestuft.

     Der nächste Entwicklungsschritt der hölzernen Nisthilfen war eine Vertiefung des Innenraums.

Otto Henze beschreibt schon früh, wie wichtig ein großer Brutraum ist, damit die Altvögel die Jungen besser füttern können und diese bei Nässe nicht feucht werden. Daher hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, dass Nisthilfen mit größerem Innenraum nur Vorteile gegenüber den kleineren haben. Bei einem Blaumeisenpaar kann die Zahl der Jungvögel in guten Jahren bei 12 Jungen liegen! Bei zu kleinen Kästen bekommen die Schwächsten kein Futter ab und werden von ihren Geschwistern einfach totgetrampelt.

     Wir haben auch noch einige alte Kästen in 12 x 12 cm in manchen Revieren sowie die kleinem Baumläuferkästen, die gerne von Tannenmeisen bezogen werden. Hier sieht man immer wieder bei der jährlichen Reinigung 2-3 tote Jungvögel, die es leider nicht geschafft haben auszufliegen.

     Für uns hat sich im praktischen Gebrauch der Standartkasten in 14 x 17 cm Grundfläche bewährt. Er ist weitestgehend mardersicher und einfacher in der Herstellung, da man mit 20 cm breiten Brettern auskommt und recht wenig Verschnitt hat. Wir beziehen das Holz sägerau und egalisieren lediglich die Außenseite, indem wir sie minimal durchhobeln. So haben es die Vögel einfacher und können sich besser am rauen Holz festhalten. Das einzige Problem bei Holz ist leider nach wie vor der Specht, der sich nicht davon abhalten lässt, gelegentlich die Fluglöcher seinen Bedürfnissen anzupassen.

     Als aktuell letzte Verbesserung sei noch der Vorbaukasten genannt. Er unterscheidet sich von dem Standardkasten dadurch, dass der Einflug weitere 4-6 cm herausgezogen ist. 

Er ist somit komplett vor Raubsäugern geschützt. Hier sind die Nachteile, die aufwendige Fertigung sowie ein dunklerer Innenraum, da die Vögel dann mehr Nistmaterial eintragen.

 

Die von uns in der Gemeinde Stuhr betreuten Nisthilfen verteilen sich in unterschiedlicher Anzahl auf 9 Regionen. Die nachstehende Tabelle zeigt die Anzahl der kontrollierten  und prozentual belegten Nisthilfen in den letzten 3  Jahren. Bei den über 500 Nisthilfen handelt es sich nicht nur um solche für Singvögel, sondern auch welche für Fledermäuse und Hornissen.

  Jahr 2018 Jahr 2019 Jahr 2020
  Nisthilfen Belegung  Nisthilfen Belegung Nisthilfen Belegung
Bartelshorn 27 67% 83 70% 85 93%
Moordeich - - 26 58% 23 65%
Bradenholz 64 64% 36  81% 137 77%
Heiligenrode  110 55% 94 63% 93  45%
Henkenmoor 31 35% 31 77%  31 65%
Hochmoor -  -  -  -  26 69%
Gut Varrel 82 54% 77 43% 55 49%
Weißes Moor  12 58% 12  50%  13 46%
Wilshauser Moor - - - - 10 80%